In meiner altklugen Weisheit wage ich jetzt mal eine Behauptung aufzustellen, die vielen Musikfreunden unter euch übel aufstoßen könnte:
Es wird schon bald kein Last.FM mehr geben. Da hilft wohl auch das Last im Wort nicht mehr, was ja einen ziemlich heftigen ironischen Beigeschmack entfacht in meinen Augen. Äh Mund.
Ja. Last.FM ist seinem Untergang geweiht. Und wisst ihr auch, warum?
Weil es gar keine Leute mehr gibt bald, die noch über eine eigene Musiksammlung verfügen. Oder besser gesagt: verfügen wollen. Das Scrobbling hat sozusagen ausgedient. Die Mediathek anschmeißen und auf Dateien von der eigenen Festplatte zurückgreifen, die zynischerweise immer größer wird, Terabytes sei Dank, aber eigentlich immer weniger herhalten muss für den privaten Gebrauch, ist so was von Old School geworden in der voranschreitenden Digital Evolution, obwohl die Evolution ja eigentlich nur biologischen Charakter hat. Nun ja. Ursprünglich.
Punkt: Festplatten werden immer klopsiger (Alter, mir fällt einfach kein Wort für die Voluminösität eines Datenträgers ein), aber die persönlichen Datenmengen schrumpfen for real, weil es cool und praktisch geworden ist, seine ganzen Daten sowieso eh gleich im Netz zu speichern, auf Facebook oder sonst wo in irgendwelchen Clouds und Plattformen. Das ist ja prinzipiell auch das sicherste Back-Up, was man machen kann, also davon ausgehend, dass sich das Internet noch ein paar Tage halten wird.
Und ein Spaß für die Serverbetreiber, ok, die dann ausnahmsweise doch auf die fetten Terabytes zurückgreifen müssen für ihre großen, mit Schlössern und Panzertüren gesicherten Kernkraftreaktoren. So viel privaten Schund aufsammeln wie eine staubsaugende Wuchtbrumme mit der größten Leistungskraft. Yeah, geil.
Ich schweife ab.
Last.FM hat ausgedient, weil es versäumt hat, die notwendige Kooperation mit Facebook zu starten (was ich vor ein paar Jahren sogar Gratulations- und Beistandsmäßig offen kundgetan habe bei den Betreibern der Seite höchst persönlich). Heute ist Flaute.
Im beflügelnden Zeitalter von Online-Streaming und billigen Gigabyte-Datenflüsschen, auf denen wir unsere unbefleckten Segel der Bedenkenlosigkeit jeden Tag hissen können, ist ein Hab und Gut auf digitaler Ebene schon nicht mehr von Bedeutung. Gestern war es übrigens noch die analoge.
Irgendwann, ja, dann schweben wir alle nur noch ganz seicht und rosig in der Masse des reinen Nichts herum, wohlwissend, die Götter der Vernunft und Barmherzigkeit, der grundlegenden Menschenrechte und der Privatsphäre mit unseren kleinen erbärmlichen Nichtigkeiten zu ergötzen, die jeden unserer Schritte achtsam verfolgen, damit sie uns beschützen können. Damit wir nicht vom rechten Weg abkommen, Rotkäppchen. Wer ist denn eigentlich der böse Wolf in deiner Geschichte? Das kann doch nur..
Wie auch immer.
Last.FM ist da natürlich keineswegs besser, wenn ihr versteht, was ich meine, aber die waren wenigstens mal sowas wie independent und die haben den Besitz von Reichtümern gefördert (eigenes Musikkapital, haha, wertvoll, damit kann man angeben) und kleine No-Name-Bands, die sich mit kostenlosen MP3-offers mal so richtig pushen konnten.
And in the final end I know, you fucking haters: JA, ich bin ein kleiner hässlicher fetter „Digitaler Nostalgiker“ und ein katastrophisierender New-Wave-Netzwerk-Nazi.
Peace.
Dieser Eintrag gewinnt übrigens achtungsvoll den ersten Preis in der Anwendung von Anglizismen. Yeah.