es gibt eine zeitung, die mein vater sehr hegt obwohl sie schon wie hundert jahre alt aussieht, das ist die 11. sternausgabe von 2008. und warum, weil darin sein allererster und einziger leserbrief steht (steueraffäre zumwinkel). gestern kramte er sie für meinen bruder raus wegen der titelgeschichte (kopfschmerzen), weil der seit tagen welche hat. weil ich auch oft welche habe, fing ich an darin rumzublättern, aber ich konnte die blöde TG nicht auf anhieb finden, also inhaltsverzeichnis.
und dann ergriff mich dort eine schlagzeile über einen „tod in der psychiatrie“ und die darunter stehenden worte, die mich nicht mehr zweifeln ließen, aber dort wie so unwirklich standen, weil ich sie auch jetzt kaum noch glauben will. dann schlug ich den artikel auf und sah sofort das bild von frieda „friedchen“, deren beste freundin auch einige zeit lang eine gute, aber so traurige freundschaft zu mir hatte. wir waren in der tk zusammen und vollstationär, spielten immer karten, wenn sie während ihrer magersucht hinausdurfte vors gläserne dienstzimmer, damit sie im blickfeld der betreuer blieb. eig. wollte ich nicht so detailliert werden, aber ich kann nicht anders, sonst würde ich keiner sache und keinem menschen gerecht werden. wir teilten sogar unser zimmer eine zeit und während unserer ganzen kleinen freundschaft erzählte sie mir immer wieder von ihrer freundschaft zu friedchen, die sie ein jahr zuvor auf der station über uns geknüpft hatte. und von den unvergesslichen grauenvollen schreien und dem vielen blut in der nacht, in der friedchen mit 62 messerstichen in besagter und doch ungenannter psychiatrie von einem psychotischen wahnsinnigen ermordet wurde. ich habe glaube ich während meines ganzen aufenthalts ein ekliges, böses kaltes schauern gehabt. obwohl ich friedchen nie selbst gekannt habe. denke ich oft daran und an das lied, welches ihre beerdigung bespielte, welches ich nicht hören kann. und an den morgen, an dem ich auf intensiv lag, an die weiße wand starrte und den namen friedchen klein darauf geschrieben fand in der schrift meiner kleinen, magersüchtigen, umwerfenden, bezaubernden, lieben freundin, die ich aus selbstschutz bitterlicherweise aufgab.
entsetzt fragte ich meine eltern, ob sie von dem artikel gewusst und ihn mir die ganze zeit vorenthalten hatten. aber sie verneinten. whatever.
wahrscheinlich versteht niemand diesen eintrag, dennoch ist er mir unglaublich wichtig.
le fin